Wikinger Schürzenkleid Leinen für LARP & Reenactment
Warum mich das Wikinger Schürzenkleid aus Leinen nicht mehr loslässt
Vor ein paar Jahren stand ich auf meinem ersten Mittelaltermarkt. Die Gerüche von Feuerholz und gebratenem Fleisch lagen in der Luft, Trommeln im Hintergrund. Zwischen all den Zelten fiel mir eine Frau auf. Sie trug ein schlichtes, aber unglaublich ausdrucksstarkes Kleid: ein Wikinger Schürzenkleid aus Leinen. Nichts Kitschiges, kein Glitzer, keine Show. Nur Stoff, Handwerk und Geschichte. Seitdem lässt mich dieses Kleidungsstück nicht mehr los.
Und was damals nur ein flüchtiger Moment war, wurde später zu einer echten Leidenschaft. Ich fing an zu lesen, zu recherchieren, und irgendwann wollte ich es genauer wissen: Wie fühlt es sich an, so ein Kleid selbst zu tragen? Nicht auf einer Bühne, nicht als Kostüm – sondern als Teil einer Erfahrung, die einen Hauch von Geschichte ins Heute bringt.
Was genau ist ein Wikinger Schürzenkleid aus Leinen?
Das Schürzenkleid stammt aus der Wikingerzeit und wurde von Frauen getragen. Es sieht auf den ersten Blick schlicht aus: zwei Träger, die vorne mit Broschen befestigt sind, und ein weiter, langer Stoff. Aber dieses Kleid war nicht einfach irgendeine Überkleidung.
Es wurde über einem Unterkleid getragen, meistens ebenfalls aus Leinen. Die typische Form: eher gerade geschnitten, nicht tailliert. So konnte man sich frei bewegen – wichtig beim Arbeiten, beim Kochen, bei allem, was zum Alltag gehörte. Viele Modelle sind zudem seitlich mit Keilen versehen, um mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen.
Der Begriff „Schürzenkleid“ wirkt fast zu modern für das, was es war. Tatsächlich diente es als funktionale Hülle, die gleichzeitig bestimmte Informationen über die Trägerin preisgab: Herkunft, Stand, handwerkliches Können.
Ich erinnere mich an einen Fund aus Birka, den ich einmal in einer Ausstellung sah. Die Schnittreste, die Broschen, die Reste von Ketten – das alles war wie ein Fenster in ein anderes Leben. Und genau diese Details versuche ich heute nachzuvollziehen, wenn ich ein Schürzenkleid trage oder anfertige.
Leinen: Nicht nur ein Stoff, sondern eine Entscheidung
Leinen wirkt heute manchmal unspektakulär. Aber wenn man bedenkt, wie viel Arbeit früher in der Herstellung steckte, bekommt das Material eine andere Bedeutung. Flachs musste erst angebaut, dann geröstet, gebrochen, gehechelt und schließlich zu Garn gesponnen werden.
Ich habe es selbst ausprobiert: Leinen lässt sich nicht einfach so verarbeiten. Der Stoff lebt. Er knittert, ja. Aber er atmet auch. Gerade im Sommer ist ein Schürzenkleid aus Leinen kaum zu schlagen. Es ist luftig, leicht, nimmt Feuchtigkeit gut auf und fühlt sich auf der Haut nie unangenehm an.
Ein weiterer Punkt: Leinen altert schön. Ein Kleid, das man jahrelang trägt, verändert sich. Es wird weicher, bekommt eine gewisse Patina. Ich liebe das. Man sieht dem Stoff an, dass er benutzt wird. Dass er Teil des Lebens ist.
Ich kenne viele, die bewusst auf gefärbte Stoffe verzichten, weil sie die rohe Textur des Leinens schätzen. Man erkennt die Faser, spürt sie. Und genau das macht das Tragen eines Schürzenkleids so besonders – weil man den Ursprung noch in den Fasern fühlt.
Broschen, Perlen, Muster: Mehr als Schmuck
Typisch für das Schürzenkleid sind die ovalen Broschen an den Trägern. Ohne die funktioniert das ganze Kleid nicht. Und sie waren nicht nur praktisch, sondern auch Ausdruck von Geschmack und oft auch Status.
Viele Frauen trugen zwischen den Broschen Ketten oder befestigten Alltagsgegenstände daran – Schlüssel, kleine Messer, Nadeldosen. So wurde das Kleid zu einer Art Werkzeuggürtel. Nicht weil es gut aussah, sondern weil es praktisch war.
Ich finde das faszinierend. Kleidung war Teil des Lebens. Kein Zierwerk, sondern Werkzeug. Aber eben mit Stil. Es war keine Mode im heutigen Sinne, sondern ein Teil der Identität. Ein gut gemachtes Schürzenkleid konnte einem sofort zeigen, mit wem man es zu tun hatte – ganz ohne Worte.
Bei einem Lager in Schleswig habe ich einmal eine Frau getroffen, deren Broschen so fein gearbeitet waren, dass ich sie für modern gehalten hätte. Erst bei genauerem Hinsehen merkte man, dass sie nach einem Original gegossen waren. Es war diese Liebe zum Detail, die mich beeindruckt hat.
Alltagstauglich, robust und ehrlich
Ich habe mein erstes eigenes Schürzenkleid aus Leinen bei einem Handwerkerstand gekauft. Es war sandfarben, ungefärbt, mit sichtbaren Webfehlern. Aber genau das machte es für mich so besonders. Ich trage es heute noch, wenn ich auf Märkte gehe oder an Reenactments teilnehme.
Es gibt keinen Reißverschluss, keinen Schnickschnack. Man zieht es über, steckt die Träger in die Broschen, fertig. Und trotzdem fühlt man sich sofort in einer anderen Zeit. Nicht verkleidet. Sondern verbunden.
Die Art, wie es fällt. Wie es sich anfühlt. Es erinnert einen ständig daran, dass Funktion und Schönheit sich nicht ausschließen müssen. Und dass Einfachheit oft mehr Wirkung hat als jede komplizierte Konstruktion.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich zum ersten Mal mit meinem Kleid über eine Wiese lief – barfuß, mit einem Korb in der Hand. Der Stoff bewegte sich mit mir. Kein Rascheln, kein künstliches Gefühl. Nur Leinen, Luft und Boden.
Historisch korrekt oder modern interpretiert?
Die Meinungen gehen da auseinander. Manche schwören auf historisch korrekte Schnitte und Farben, andere erlauben sich Freiheiten. Ich finde: Beides hat seine Berechtigung.
Solange man weiß, woher das Kleid kommt und was es bedeutete, darf man es auch neu interpretieren. Ich habe zum Beispiel ein zweites Schürzenkleid aus olivgrünem Leinen. Gab es diese Farbe damals? Wahrscheinlich nicht so intensiv. Aber sie steht mir, sie fühlt sich richtig an. Das reicht mir.
Es ist für mich eine Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart. Ich respektiere die Ursprünge, aber ich lebe heute. Das darf sich im Kleidungsstil zeigen – solange man es mit Bewusstsein tut.
Manchmal arbeite ich Details in meine Kleider ein, die nur ich kenne. Eine kleine Stickerei innen, ein besonderer Knopf am Unterkleid. Es ist meine Art, dem Kleid eine Geschichte mitzugeben. So wie auch jedes Original seine Geschichte hatte.
Warum Leinen? Und warum nicht Baumwolle?
Eine Frage, die ich oft höre: Warum unbedingt Leinen? Baumwolle fühlt sich doch auch gut an.
Die Antwort liegt in der Geschichte. Baumwolle war zur Wikingerzeit in Skandinavien nicht verbreitet. Leinen war dagegen das, was man zur Verfügung hatte. Es ist robuster, wirkt kühler auf der Haut, und es passt schlicht besser zum Gesamtbild. Wenn ich ein Wikinger Schürzenkleid trage, dann will ich nicht nur so aussehen – ich will mich auch so anfühlen.
Dazu kommt: Leinen erzählt durch seine Struktur. Es glänzt nicht künstlich, es schimmert nicht. Es ist ehrlich. Und das passt zu einem Kleid, das aus einer Zeit stammt, in der Ehrlichkeit nicht nur ein Charakterzug war, sondern eine Überlebensstrategie.
Ich erinnere mich noch an einen heißen Sommertag in Haithabu. Ich trug mein Kleid über Stunden hinweg, ohne dass es unangenehm wurde. Die Luft zirkulierte, der Stoff klebte nicht. Und abends, als ich es auszog, roch es noch nach Gras und Rauch – wie ein Stück Geschichte zum Anfassen.
Kleine Unterschiede, große Wirkung
Nicht jedes Schürzenkleid sieht gleich aus. Manche haben Keile an den Seiten für mehr Weite. Andere sind vorne offen und mit Nestelbändern versehen. Auch die Träger unterscheiden sich: breit, schmal, gekreuzt.
Diese Details machen aus einem einfachen Schnitt ein persönliches Kleidungsstück. Ich habe schon viele Modelle gesehen, die an die Originale aus Haithabu oder Birka angelehnt sind, aber trotzdem ihren eigenen Stil zeigen.
Einige Trägerinnen fügen kleine Stickereien hinzu, andere arbeiten mit Borten oder handgefärbten Garnen. Das erlaubt Individualität – innerhalb eines Rahmens, der durch die Geschichte gegeben ist.
Ich selbst habe einmal ein Kleid genäht, bei dem ich das Leinen mit Zwiebeln gefärbt habe. Das Ergebnis war ein warmes Gelb, unregelmäßig, lebendig. Jedes Mal, wenn ich es anziehe, erinnert es mich an die vielen Stunden am Kessel – und an die Freude, etwas Eigenes geschaffen zu haben.
Die Verbindung zur Trägerin
Ich glaube, das Wikinger Schürzenkleid aus Leinen hat etwas, was heutiger Kleidung oft fehlt: Es erzählt etwas über die Person, die es trägt. Nicht durch ein Markenlogo, sondern durch Material, Schnitt und Trageweise.
Wenn ich mein Kleid anlege, mache ich das nicht beiläufig. Ich wähle, welche Broschen ich nehme, welche Kette ich befestige. Es ist ein kleines Ritual. Und jedes Mal fühlt es sich richtig an.
Man wird ruhig, wenn man es anzieht. Langsamer. Man achtet wieder auf Dinge, die im Alltag sonst untergehen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum so viele Menschen vom historischen Reenactment so tief berührt sind.
Fazit: Ein Kleid, das Geschichte trägt
Das Wikinger Schürzenkleid aus Leinen ist für mich kein Kostüm. Es ist ein Stück Handwerk, ein Ausdruck von Alltagstauglichkeit und Geschichte. Es erinnert mich daran, dass Kleidung nicht immer nur Zierde war, sondern Teil des Lebens.
Wer sich einmal damit beschäftigt hat, sieht es mit anderen Augen. Und wer es einmal getragen hat, versteht, warum es auch heute noch so viele begeistert.
Ich kann nur sagen: Für mich ist es kein Trend, sondern eine bewusste Wahl. Ein Kleidungsstück, das verbindet – mit der Vergangenheit, mit anderen Menschen und mit sich selbst.
Und jedes Mal, wenn ich es anziehe, weiß ich: Ich bin nicht die Erste, die diesen Stoff trägt. Und hoffentlich auch nicht die Letzte.